Ende Oktober 2006 war es mir möglich das Monteverdi-Museum
in Binningen bei Basel (Schweiz)
zum zweiten Mal zu besuchen.
Mein erster Besuch liegt Jahre zurück, damals
lebte Peter Monteverdi noch und das Museum beherbergte neben den Monteverdi-Fahrzeugen
noch eine Reihe anderer Sportwagen. Diese wurden kurze Zeit darauf verkauft,
der kranke Firmengründer beschloss seinen Lebensabend in Marokko zu
verbringen.
In dem Gebäude, das heute das Museum beherbergt,
wurden früher einige der automobilen Raritäten produziert.
In den Schaufenstern, wo in den 70er Jahren teure
Fahrzeuge ausgestellt wurden zeigen sich heute Fahrräder, oder, wie
die Schweizer sagen "Velos"...
Doch wo ist das Museum?
Man hält es nicht für möglich, doch
das Gebäude verfügt über zwei Kellergeschosse,
in denen die rund 60 Fahrzeuge ausgestellt sind.
Teil 1: Strassenfahrzeuge
Teil
2: Hai 450SS / 450GTS / 650F1
Teil
3: Formel-Fahrzeuge & Geländewagen
Monteverdi Special, 1950-1952
Bereits mit 16 Jahren startete Peter Monteverdi, in
der elterlichen Autowerkstatt, mit dem Bau des "Special",
Basis war ein verunfallter Fiat 1100, Baujahr 1949.
MBM Tourismo, 1961
Unter dem Kürzel MBM, Monteverdi Binningen Motors,
begann 1956 die Fahrzeugproduktion.
Überwiegend Formel-Fahrzeuge (Formel Junior und
Formel 1),
doch in geringer Stückzahl entstanden auch Strassen-Sportwagen,
wie dieser Tourismo.
Monteverdi 375S Prototyp, 1966
1966 begann Monteverdi mit dem Bau eines sportlichen
Luxus-Coupés, oder ist es eher ein luxuriöses Sport-Coupé?
Egal, es war der Beginn eines Traumwagens, der mit
Hilfe von Chrysler-Technik auf die Räder gestellt wurde.
Monteverdi 375L Prototyp, 1968
1967 wurde die High-Speed Serie an der IAA der Öffentlichkeit
vorgestellt.
Die Schweiz hatte wieder einen Autoproduzenten!
Monteverdi Chassis für die 375er-Baureihe
Monteverdi tat eigentlich nur das, was zu dieser Zeit
modern war:
Man nehme einen amerikanischen V8, baue ein Chassis
und setze darauf eine möglichst schöne Karosserie.
Iso baute nach diesem Muster den Grifo, Bizzarrini
den 5300GT Stradale und in Frankreich gab es Facel-Vega.
Monteverdi 375L, 1969
Mit einigen Retuschen kam der 375L in Produktion und blieb bis nach der Ölkrise 1973 im Programm.
Monteverdi 375L, 1975
Angetrieben wurden die Modelle von 7,2-Liter V8-Motoren, später kam dann auch der 7-Liter-Hemi-Motor zum Einsatz.
Monteverdi 375L
Im Museum ist eine wirklich beeindruckende Anzahl dieses Sportcoupés ausgestellt...
Monteverdi 375L, 1969
Der 2+2-Sitzer wurde auch mit Änderungen an der Front angeboten.
Monteverdi 375S, 1970
Dieses Modell wurde durch eine Cabriolet-Version ergänzt.
Monteverdi 375C, 1971
Monteverdi 375/4, 1970
Als Ergänzung wurde der 375/4 angeboten.
Monteverdi 375/4
Die viertürige Limousine bot enorme Fahrleistungen und war sehr luxuriös ausgestattet, bis hin zum Fernseher.
Monteverdi 375/4, 1970
Leider war die Informationspolitik bei Monteverdi mehr
eine Vernebelungspolitik.
Monteverdi veröffentlichte nur Fakten,
die man veröffentlichen wollte und der Wahrheitsgehalt
ist im Rückblick eher mit Vorsicht zu geniessen.
Monteverdi 375/4, 1970
Insgesamt sollen rund 3000 Monteverdis gebaut worden
sein, es wird aber niemanden wundern, wenn es weniger waren.
Schätzungen gehen von rund zwei Dutzend 375/4
aus.
Nun, im Museum kann man immerhin vier Fahrzeuge bewundern.
Monteverdi Berlinetta, 1972
1972 wurde die Berlinetta vorgestellt, eine stilistisch modifizierte Version des 375L.
Monteverdi Palm Beach, 1974
Zum äusserst ungünstigen Zeitpunkt wurde
das Palm Beach Cabriolet vorgestellt, eine Berlinetta ohne festes Dach.
Nach der Ölkrise und vor dem Sicherheitswahn,
dass Cabriolets eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.
So blieb es bei einem Prototypen, eventuell gab es
sogar noch ein Kundenfahrzeug.
Monteverdi 2000GTI, 1968 (Frua)
1968 baute Frua für Monteverdi dieses rasante
Coupé.
Es sollte das Modellprogramm nach unten abrunden.
Leider wurden diese Pläne nicht in die Tat umgesetzt.
Vielleicht lag es an BMW, denn die Technik des 2000GTI
stammte vom BMW 2000ti.
Monteverdi Sierra, 1977
Nach der Energiekrise wurde das Modellprogramm komplett
erneuert.
Vorbei die Zeit der schönen, aber spritgierigen
Coupés.
Ein Standbein waren die Geländewagen auf Basis
des International Scout.
Monteverdi Sierra, 1977
Der Sierra bediente die Klientel der betuchten Geschäftsleute,
die keinen Spass an Off-Road Abenteuern hatten und
auch nicht in irgendwelchen Emiraten beheimatet waren.
Monteverdi Sierra Convertible, 1978
Auch hier wurde die Modellpalette durch ein Cabriolet ergänzt.
Monteverdi Sierra Convertible, 1978
Als Einzelstück gab es einen Kombi, ein Vorläufer der heutigen Edelkombis,
Monteverdi Sierra Stationswagen, 1980
Anfang der 80er Jahre reduzierte man durch die Lancierung
des Tiara den konstruktiven Aufwand,
aber auch das unternehmerische Risiko.
Monteverdi Tiara, 1982
Die Zeit der individuell konstruierten Kleinserienfahrzeuge
war vorbei.
Ein Chassis zu verwenden war mehr als antiquiert und
die vielen Sicherheitsauflagen,
die zudem von Land zu Land verschieden waren machten
eine Fertigung unrentabel.
So modifizierte Monteverdi die Front und das Heck
der Mercedes S-Klasse (W126)
und konzentrierte sich schliesslich auf seine Design-Arbeit,
aus der unter anderem der Volvo 740 hervorging.
Anfang der 90er Jahre flackerte seine Begeisterung
und Können nochmals auf,
als der moderne Hai, der Hai 650F1 vorgestellt wurde...
Monteverdi Tiara
(In der Zeitschrift "Swiss Classics" (Nr. 20-4/2008/09) wurde ein 14 seitiger Artikel über Monteverdi veröffentlicht.)
Monteverdi-Museum, Teil 2: Hai 450SS/GTS & Hai 650 F1
Monteverdi-Museum, Teil 3: Geländewagen & Formel-Fahrzeuge